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Transmissions-Spektroskopie an Blütenfarbstoffen

Beispiel-Spektren

Blütenfarbstoffe, insbesondere Anthocyane, zeigen ein faszinierendes Verhalten in Abhängigkeit von Lösungsmittel und pH-Wert. In diesem Applikationsbeispiel demonstrieren wir die Transmissions-Spektren einer wässrigen Lösung des Blütenfarbstoffes von Krokussen mit unserem DIY-Spektrometer bei unterschiedlichen pH-Werten.

Experimentelle Durchführung

Die Spektren wurden mit einem unserer DIY-Spektrometer aufgenommen.

  • Anordnung: Czerny-Turner
  • Brenweite: 150 mm
  • Spaltgröße: 10 µm
  • Gitter: 600 lp/mm
  • Detektor: Zeilenkamera e9u-LSMD-1304-STD mit 3648 Pixel
  • Auflösung: 0,08 nm/Pixel
  • Lichtleiter: Toslink

Für die Messungen wurde eine Transmissions-Messzelle mit Komponenten aus dem 3D-Drucker gebaut. In der Mitte dieser Zelle befindet sich eine Wanne für die Aufnahme einer Küvette als Probengefäß. Beiderseitig können in zwei Halter jeweils Toslink-Lichtleiter so eingesteckt werden, dass diese sich genau gegenüberliegen und die Küvette sich zwischen diesen befindet. Einer dieser Toslink-Lichleiter führt zum Spektrometer, während der zweite mit einer Weißlicht-LED als Lichtquelle verbunden wird.

Transmissions-Messzelle

Bei der Messung durchstrahlt somit das weiße LED-Licht zunächst die Küvette mit deren Inhalt und gelangt dann über den zweiten Lichtleiter zur Analyse ins Spektrometer. Zunächst wird eine Referenzmessung mit reinem Lösungsmittel durchgeführt, deren Signal in den nachfolgenden Spektren rot dargestellt ist. Anschließend wird die Transmission einer Lösung vermessen, in der Blütenfarbstoffe extrahiert wurden. Der jeweilige Transmissionswert ergibt sich dann pixelweise als Quotient aus Messwert und Referenzwert.

Probenvorbereitung

Zur Probenvorbereitung wurden frische Blütenblätter von violetten Krokussen gemörsert und die Farbstoffe in Wasser gelöst. Bei dieser wässrigen Lösung kann später durch Hinzugabe von Säure oder einer Base der pH-Wert beliebig eingestellt werden. Ohne diese Zusätze erhält man aber in Wasser zunächst eine bläuliche Lösung. (Benutzt man übrigens statt Wasser Isopropanol als Lösungsmittel, erhält man eine violette Lösung, was auch der ursprünglichen Farbe der Blüten entspricht.)

Mörser mit violetten Blütenblättern

Gemörserte Blütenblätter in wässriger Lösung

Für die Messung wird die gemörsterte Lösung einige Minuten stehen gelassen, damit sich Schwebstoffe absetzen. Dann werden wenige Tropfen dieser Lösung in eine Küvette gegeben und nochmals mit Wasser verdünnt. Die Messung mit dem Spektrometer ist sehr empfindlich, so dass hier wirklich schon eine sehr verdünnte Lösung für aussagekräftige Messergebnisse ausreicht.

Aufnahme der Spektren

Blütenfarbstoff in Wasser (neutraler pH-Wert)

Spektrum des Krokusblütenextraktes in Wasser

Die schwarze Kurve zeigt das gemessene Spektrum der Krokuslösung und die rote Kurve das Referenzspektrums von reinem Wasser. Rechts oben ist die aus beiden Signalen berechnete Transmission eingeblendet. Ein Einbruch in der Transmission bedeutet hohe Absorption durch die Farbstoffe in diesem Spektralbereich. Die Summe aller absorbierten bzw. transmittierten Wellenlängen tragen dann in Summe zur Farbgebung der Lösung bei.

Hier zeigt das Transmissionsspektrum, dass es im rötlichen Spektralbereich um 600 nm zu relativ starken Absorptionen kommt, während Licht im bläulichen Spektralbereich zwischen 450 nm und 500 nm deutlich besser durchgelassen wird. Es gibt dann zwar noch verminderte Transmissionswerte unter 450 nm, was aber kaum zur Farbwahrnehmung beiträgt. In Summe ergibt sich so eine bläuliche Farbe der Lösung.

Blütenfarbstoff im sauren Milieu (pH-Wert < 7)

Versetzt man die bläuliche Lösung des Blütenfarbstoffs im Mörser mit einigen Tropfen einer Säure (wie z. B. Zitronensäure), so schlägt die ursprünglich blaue Farbe ins Rötliche um.

Auch hier wartet man das Absinken der Schwebstoffe ab und füllt dann wieder einige Tropfen in eine weitere Küvette.

Gemörserte Blütenblätter in wässriger Lösung nach Säurezugabe

Spektrum des Krokusblütenextraktes in Wasser nach Säurezugabe

Im Transmissionspektrum zeigt sich nun eine relativ hohe Transmission im roten Spektralbereich, während Wellenlängen unter 600 nm stärker absorbiert werden. In Summe führt dies zur beobachteten rötlichen Färbung der Lösung.

Blütenfarbstoff im basischen Milieu (pH-Wert > 7)

Durch die Zugabe einiger Körnchen Natriumhydroxid in die gemörserte Lösung kann nun der ph-Wert ins Basische verschoben werden. Die Farbe der Lösung schlägt dabei ins Gelbliche um.

Gemörserte Blütenblätter in wässriger Lösung nach Basenzugabe

Spektrum des Krokusblütenextraktes in Wasser nach Basenzugabe

Im Transmissionsspektrum beobachtet man nun eine deutliche Reduktion der Transmission im blauen Spektralbereich. Im grünen und roten Spektralbereich bleibt die Transmission jedoch weiterhin relativ hoch, was in Summe zur beobachteten gelblichen Farbe der Lösung führt.

Wollen Sie das Experiment auch durchführen und brauchen Sie Hilfe beim Aufbau der Spektrometers oder bei der Durchführung, dann kontaktieren Sie uns bitte. Wir helfen gern!


Anthocyane und ihre faszinierenden Farbveränderungen

Anthocyane gehören zu den wichtigsten Farbstoffen in Blüten und vielen anderen Pflanzenteilen. Sie sind für die beeindruckende Farbvielfalt in der Natur verantwortlich und zeigen eine bemerkenswerte Empfindlichkeit gegenüber ihrer chemischen Umgebung – insbesondere dem pH-Wert.

Warum ändern Anthocyane ihre Farbe je nach pH-Wert?

Anthocyane sind Flavonoid-Pigmente, deren Molekülstruktur sich in Abhängigkeit vom pH-Wert verändert. Diese strukturellen Änderungen führen zu unterschiedlichen Absorptionseigenschaften und damit zu Farbveränderungen:

Sauer (pH < 3)
→ Die Anthocyane liegen in ihrer roten  •  Form vor (Flavylium-Kation).
Neutral (pH 4–6)
→ Die Farbe wird violett  • , da sich das Gleichgewicht zu einer Mischung verschiedener Molekülformen verschiebt.
Leicht basisch (pH 7–8)
→ Die Farbe erscheint blau  • , weil die Anthocyane in der Chinon-Basen-Form vorliegen.
Stark basisch (pH > 8)
→ Die Farbstoffe werden grün  •  oder gelb  • , da sich die Moleküle weiter in ihre instabilen Zerfallsprodukte umwandeln.

Diese pH-Abhängigkeit macht Anthocyane zu natürlichen Indikatoren. Ein praktisches Beispiel ist der Rotkohl, dessen Farbstoffe sich je nach pH-Wert von Rot über Violett bis Grün und Gelb verändern.

Sind Blütenfarben nur vom pH-Wert abhängig?

Interessanterweise kann derselbe Anthocyan-Farbstoff in verschiedenen Blüten unterschiedliche Farben erzeugen, weil sich der Zell-pH unterscheidet. So kann Cyanidin in einer Pflanze rot erscheinen und in einer anderen violett oder blau. Ein bekanntes Beispiel ist die Hortensie, deren Blütenfarbe durch den pH-Wert des Bodens beeinflusst wird.

Gibt es verschiedene Anthocyane?

Neben dem pH-Wert bestimmt auch der Typ des Anthocyans die Farbe einer Blüte. Die wichtigsten Anthocyane sind:

  • Cyanidin → Rot bis violett (z. B. Rosen, Kirschen, Herbstlaub)
  • Pelargonidin → Leuchtend rot bis orange (z. B. Geranien, Erdbeeren)
  • Delphinidin → Blau bis violett (z. B. Kornblumen, Hortensien)
  • Malvidin → Dunkelviolett (z. B. Trauben, Stiefmütterchen)
  • Peonidin → Rötlich-violett (z. B. Pfingstrosen)

Die meisten Blüten enthalten eine Mischung verschiedener Anthocyane, die gemeinsam mit weiteren Faktoren wie Co-Pigmentierung und Metall-Ionen die endgültige Farbe bestimmen.

Zusätzliche Einflüsse auf die Blütenfarbe

Neben Anthocyan-Typ und pH-Wert gibt es noch weitere Mechanismen, die die Blütenfarbe beeinflussen:

Metall-Ionen:
Einige Pflanzen (z. B. Kornblumen) bilden Komplexe mit Aluminium- oder Magnesiumionen, wodurch Blau stabilisiert wird.
Co-Pigmentierung:
Kombination mit anderen Farbstoffen (z. B. Flavonen oder Carotinoiden) kann neue Farbnuancen erzeugen.
Lichtbrechung in der Zellstruktur:
Die physikalische Anordnung der Pigmente kann die Farbwirkung durch Interferenzen verändern (z. B. Blütenblätter von Hibiskus oder Passionsblume zeigen leicht strukturierte Oberflächen, die Licht unterschiedlich reflektieren).
 

Praktische Bedeutung von Anthocyanen

Die pH-Sensitivität von Anthocyanen wird in vielen Bereichen genutzt:

  • Lebensmittelindustrie: Als natürliche pH-Indikatoren oder Farbstoffe.
  • Biomedizin: Untersuchung von Anthocyanen als Antioxidantien und bioaktive Substanzen.
  • Umweltanalytik: Blütenfarbstoffe als pH-Sensoren für Boden- und Wasseranalysen.
  • Chemieunterricht: Ein ideales Experiment zur Veranschaulichung chemischer Gleichgewichte und Farbchemie.
 

Fazit

Anthocyane sind eine faszinierende Stoffklasse, die nicht nur für die Farbenvielfalt der Natur verantwortlich ist, sondern auch zahlreiche praktische Anwendungen bietet. Ihr pH-abhängiges Verhalten ermöglicht spannende Experimente und Einblicke in die Wechselwirkungen zwischen Molekülen und ihrer Umgebung.


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Aktualisiert am: 13.03.2025