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Spektren von Starterlampen aus Leuchtstofflampen-Startern

Anspruchsvolle Messungen mit einfachen Mitteln: Praktikumsaufgabe für Einsteiger und Fortgeschrittene

Wer hätte gedacht, dass sich in einem unscheinbaren Leuchtstofflampen-Starter eine ganze Schatzkammer an interessanten Lichtquellen verbirgt? In den kleinen Glasröhrchen, die als Zündhilfe dienen, sind sogenannte Starterlampen eingebaut. Sie arbeiten nach einem einfachen Prinzip: Sobald eine Spannung anliegt, beginnt das enthaltene Gas zu leuchten – und sendet dabei ein charakteristisches Emissionsspektrum aus.

Diese Starterlampen sind nicht nur für die Funktion der Leuchtstofflampe entscheidend, sondern auch ein spannendes Experimentierfeld für Lichttechnik und Spektroskopie. Mit einem DIY-Spektrometer lassen sich die unterschiedlichen Lichtfarben und Spektrallinien sichtbar machen, wodurch das Zusammenspiel von Gasentladung, Lichtemission und elektrischer Spannung anschaulich wird.

Für Technikbegeisterte, Physikstudierende und alle, die sich für Lichtquellen und Spektralanalyse interessieren, bieten Starterlampen damit einen überraschend einfachen Einstieg in die faszinierende Welt der Licht- und Spektralforschung.

Welche Funktion haben Starterlampen?

Starterlampen sind eine spezielle Bauform von Glimmlampen. Sie bestehen aus einem kleinen Gasentladungsgefäß mit zwei Elektroden, von denen eine als Bimetall ausgeführt ist.

  • Liegt Netzspannung an, so zündet die Lampe. Der kleine Entladungsstrom erhitzt das Bimetall.
  • Dieses verbiegt sich und schließt nach kurzer Zeit den Kontakt – die Lampe im Leuchtstoffröhrensystem bekommt so den nötigen Zündimpuls.
  • Sobald die Leuchtstoffröhre brennt, erlischt die Starterlampe wieder, das Bimetall kühlt ab und der Kontakt öffnet sich wieder.

Für unsere Experimente ist vor allem die erste Phase interessant: das charakteristische Glimmen, in dem das Gasgemisch sein Spektrum abstrahlt.

Praktischer Hinweis: Sichere Ansteuerung der Starterlampen

Für Experimente müssen Starterlampen nicht mit Netzspannung betrieben werden. Sie lassen sich sehr einfach mit Invertern für EL-Folien betreiben.

  • Solche Inverter arbeiten mit einer ungefährlichen Eingangsspannung von z. B. 5 V-Gleichspannung.
  • Am Ausgang genügt ein zusätzlicher Vorwiderstand, um den Strom so zu begrenzen, dass die Glimmentladung zündet, die Bimetall-Elektroden aber nicht so stark erhitzt werden, dass sie sich verformen und einen Kurzschluss verursachen.
  • Die Ausgänge des Inverters, der Vorwiderstand sowie die Glimmlampe müssen natürlich vor Berührung geschützt werden, da die Betriebsspannungen hier über 100 V liegen.

Damit wird aus einem »Abfallprodukt« wie dem Lampenstarter eine preiswerte, leicht zugängliche Lichtquelle für spektroskopische Untersuchungen.


Drei Varianten – drei ganz unterschiedliche Spektren

Wir haben unsere Grabbelkiste geplündert und dabei verschiedene alte Starterlampen ausgeschlachtet. Das Ergebnis? Drei völlig unterschiedliche Farbstimmungen:

  • Typen mit einem kühlen, fast mystisch violett-blauem Leuchten;
  • Typen, bei denen ein kräftiges, warmes Orangerot sofort ins Auge springt;
  • und schließlich Versionen mit einem spannenden Mix, bei dem beide Farbtöne miteinander verschmelzen.

Mit bloßem Auge ist schon erkennbar: Da steckt mehr drin, als man einem unscheinbaren Starter zutrauen würde. Nun kommt die Auflösung – unser DIY-Spektrometer zeigt, welche Gase wirklich hinter diesen Farben stecken …

Das mystisch violette Blau

Mit bloßem Auge wirkt das Leuchten beinahe geheimnisvoll – kühl, intensiv und etwas außerirdisch. Doch das DIY-Spektrometer bringt schnell Klarheit: Deutliche Peaks zwischen 400 und 500 nm verraten die Handschrift von Argon. Dank der NIST-Datenbank (Atomic Spectra Database | NIST) ¹ lassen sich diese Linien eindeutig zuordnen – aus dem mystischen Glühen wird so ein klarer Fingerabdruck des Gases.

Spektrum einer Startlampe mit Argongasfüllung; Integrationszeit 1 s

Das feurige Orangerot

Kaum eingeschaltet, strahlt die kleine Starterlampe in einem warmen, intensiven Rot-Orange – fast so, als hätte man ein Stück Sonnenuntergang eingefangen. Doch auch hier enthüllt das DIY-Spektrometer das Geheimnis: Kräftige Peaks um 585 nm und 640 nm passen perfekt zu den typischen Emissionslinien von Neon, die sich in der NIST-Datenbank (Atomic Spectra Database | NIST) ¹ klar wiederfinden.

Spektrum einer Startlampe mit Neongasfüllung; Integrationszeit 1 s

Schaut man noch genauer hin, tauchen plötzlich zwei schwache Linien auf, die eindeutig zu Xenon gehören. Ein kleiner Überraschungseffekt, aber was steckt dahinter? Handelt es sich um winzige Verunreinigungen des Füllgases oder vielleicht sogar um eine beabsichtigte Beimischung? Das bleibt offen – spannend ist es allemal.

Das geheimnisvolle Farbenspiel

Bei diesem Starter wirkt das Leuchten ungewöhnlich, ein faszinierendes Gemisch aus kühlen Blautönen und warmem Orange. Was dem Auge wie ein stimmungsvolles Farbspiel erscheint, zerlegt das DIY-Spektrometer in seine Bestandteile: Überlagerte Peaks von Argon und Neon verraten eine Gas-Mischung, die beide Welten in einer Lampe vereint. Ein schönes Beispiel dafür, wie Spektroskopie verborgene Details sichtbar macht.

Wir zeigen hier einmal ein Spektrum mit einer Integrationszeit von 1 s, in dem stärksten Argon-Linien leicht zu identifizieren sind.

Spektrum einer Startlampe mit Argon/Neongasfüllung; Integrationszeit 1 s

Bei einer Integrationszeit von 3 s treten aber noch viel mehr schwächere Linien hervor, vor allem im Bereich zwischen 400 und 500 nm. Bei den stärkeren Argon-Linien gelangt der Sensor in seine Sättigung, was an den Verzerrungen im oberen Signalbereich zu erkennen ist. Dies hat aber keinen störenden Einfluss auf die Detektion der schwächeren Linien.

Spektrum einer Startlampe mit Argon/Neongasfüllung; Integrationszeit 3 s


Warum gerade Argon und Neon?

Unsere Experimente zeigten sehr schön, dass in Starterlampen für Leuchtstoffröhren fast ausschließlich Neon und Argon (oder Mischungen aus beiden) als Füllgase zum Einsatz kommen. Das hat mehrere Gründe:

  1. Zündspannung und Brennspannung
    • Neon zündet bereits bei relativ niedrigen Spannungen (~ 90 – 120 V) 
    • Argon benötigt etwas höhere Zündspannungen (~ 150 – 180 V),
    • Durch die Wahl des Gases (oder eines Gemisches) kann der Hersteller also den Zündpunkt des Starters feinjustieren.
  2. Thermische Eigenschaften
    • Das Gas bestimmt, wie stark sich das Bimetall beim Zünden erwärmt. Neon gibt im Betrieb mehr Wärmeleistung an die Elektroden ab als Argon.
    • Dadurch lässt sich die Ansprechzeit des Bimetalls beeinflussen: Neon-Starterlampen neigen dazu, schneller zu schalten, während Argon eine etwas verzögerte Schließung bewirken kann.
  3. Lebensdauer und Materialschonung
    • Mischungen aus Neon und Argon werden eingesetzt, um die Vorteile beider Gase zu kombinieren: niedrigere Zündspannung, aber weniger Elektrodenabnutzung.
    • Außerdem können Mischungen das »Flackern« beim Start reduzieren.
  4. Kosten und Verfügbarkeit
    • Neon und Argon sind Edelgase, ungiftig, chemisch inert und in großen Mengen industriell verfügbar. Das macht sie für Massenprodukte wie Lampenstarter ideal.
 

Warum flackern Leuchtstofflampen beim Starten?

Das bekannte Flackern beim Einschalten einer Leuchtstofflampe entsteht, weil der Starter die Röhre nicht sofort zündet, sondern mehrmals hintereinander kurze Entladungen einleitet:

  1. Zündung der Starterlampe
    • Beim Anlegen der Netzspannung beginnt die Starterlampe zu glimmen.
    • Das erhitzte Bimetall verbiegt sich und schließt den Kontakt.
  2. Heizphase der Elektroden
    • Durch den geschlossenen Kontakt fließt Strom durch die Heizwendeln der Leuchtstoffröhre.
    • Die Elektroden werden so vorbereitet, dass ein stabiler Lichtbogen zünden kann.
  3. Öffnen des Bimetalls
    • Das Bimetall kühlt ab, der Kontakt öffnet sich wieder.
    • Durch das abrupte Öffnen entsteht eine kurze Hochspannungsspitze (Induktionsstoß vom Vorschaltgerät), die die Röhre zünden soll.
  4. Wenn die Zündung nicht sofort gelingt …
    • Zündet die Röhre nicht gleich, wiederholt sich der Prozess: Starterlampe glimmt ➙ Bimetall schließt ➙ öffnet wieder ➙ Zündimpuls.
    • Dabei sieht man das charakteristische Flackern der Leuchtstofflampe.
  5. Endgültige Zündung
    • Sobald die Röhre schließlich zündet und stabil brennt, fällt die Spannung über der Starterlampe ab.
    • Die Starterlampe erlischt und bleibt dunkel, bis die Leuchtstofflampe wieder ausgeschaltet wird.
 

 

¹ Kramida, A., Ralchenko, Yu., Reader, J., and NIST ASD Team (2023). NIST Atomic Spectra Database (ver. 5.11), [Online]. Available: https://physics.nist.gov/asd [2024, June 23]. National Institute of Standards and Technology, Gaithersburg, MD. DOI: https://doi.org/10.18434/T4W30F


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Aktualisiert am: 26.09.2025