Das Trocknen von Pflanzenmaterial gehört zu den ältesten, aber auch zu den wichtigsten Verfahren in der Lebensmittel- und Genussmittelproduktion. Es ist weit mehr als das bloße Entziehen von Wasser: Entscheidend ist, die Qualität, das Aroma und die Haltbarkeit des Produkts zu sichern.
Wir zeigen in diesem Applikationsbeispiel den Aufbau einer Trockenbox zur Trocknung von Pflanzenmaterial mit Hilfe von Peltierelementen, weil man so ganz ohne teure Laborgeräte eine kleine High-Tech-Oase im Zimmer erschafft – und dabei fast nebenbei versteht, wie clever Peltierelemente eingesetzt werden können.
Bildquelle: KI generiert
Die zentrale Herausforderung beim Trocknen von Pflanzenmaterial liegt im richtigen Gleichgewicht: Wird das Material zu schnell getrocknet, gehen empfindliche Aromen, ätherische Öle und Wirkstoffe verloren. Erfolgt der Prozess dagegen zu langsam, steigt das Risiko von Schimmelbildung – und damit die Gefahr einer geminderten Produktsicherheit. Hinzu kommt, dass eine ungleichmäßige Trocknung die Weiterverarbeitung erschweren und zu deutlichen Qualitätsunterschieden im Endprodukt führen kann.
In vielen Bereichen ist die präzise Steuerung der Trocknungsbedingungen daher ein entscheidender Faktor:
Das Ziel ist immer das gleiche: Genau so viel Feuchtigkeit entziehen, dass das Produkt lagerstabil und sicher ist – aber nicht mehr, als unbedingt nötig, um wertvolle Inhaltsstoffe und Aromen zu bewahren.
Beim Trocknen verliert das Pflanzenmaterial Feuchtigkeit, indem es Wasserdampf an die Umgebung abgibt. Wie schnell das geschieht, hängt hauptsächlich von Temperatur und relativer Luftfeuchtigkeit ab. Anstatt beide Faktoren getrennt zu steuern, nutzt man häufig den Vapor Pressure Deficit (VPD) – die Differenz zwischen dem maximal möglichen und dem tatsächlich vorhandenen Wasserdampfdruck in der Luft. Nach der Ernte hat der VPD zwar keine biologische Funktion mehr, ist aber ein sehr guter Indikator dafür, wie stark die Verdunstungskraft der Umgebung auf das Pflanzenmaterial wirkt.
Eine gleichmäßige Verdunstung ist beim Trocknen von Cannabis besonders wichtig, weil die meisten Wirkstoffe (Cannabinoide) und die Terpene in den Trichomen sitzen – das sind kleine, pilzförmige Drüsen an der Oberfläche der Blüten. Terpene sind flüchtige, oft aromatische Moleküle, die nicht nur den Geruch bestimmen, sondern auch pharmakologisch wirksam sind (z. B. entzündungshemmend, beruhigend oder stimulierend). Sie sind leicht flüchtig und empfindlich gegenüber Hitze und Sauerstoff.
Beim Trocknen schrumpft das Pflanzengewebe, und auch die Trichome verlieren Wasser. Werden sie zu schnell ausgetrocknet, können sie einknicken, platzen oder sich verdrehen – dabei gehen Cannabinoide und Terpene verloren. Zu hohe VPD-Spitzen beschleunigen diesen Feuchtigkeitsverlust und verstärken den Schaden.
Wenn man den VPD stabil hält und die Trocknung bei niedrigen Temperaturen durchführt, verliert das Material langsamer und gleichmäßiger Wasser. Dadurch bleiben Trichome weitgehend intakt, und der Verlust an Cannabinoiden und Terpenen wird deutlich reduziert.
Das Ziel: so viel Restfeuchtigkeit, dass wertvolle Inhaltsstoffe geschützt bleiben – aber so wenig, dass kein Schimmel entstehen kann.
Egal ob Heilpflanzen, Cannabis oder Tabak – die VPD-gesteuerte Trocknung eröffnet neue Möglichkeiten für Forschung, Ausbildung und kleine Produktionen.
Als Demonstrationsprojekt konzipierten wir eine Trockenbox mit aktiver VPD-Kontrolle, um so zu zeigen wie leicht sich mit Komponenten aus unserem Portfolio der Sparte Kühltechnik eine solche Anwendung realisieren läßt.
Als Grundlage haben wir eine gut isolierte Styroporbox genommen, um die Störgrößen von Außen zu minimieren.
Im inneren der Box wurden ebenfalls aus Styropor einige Strukturen eingebaut, einmal die vertikale Abtrennung im hinteren Bereich, die die Box in die Produktkammer und Klimakammer trennen und einen Luftkanal hinter der Abtrennung, dazu später mehr. In der Produktkammer befinden sich die Gitterlagen für das Pflanzenmaterial und in der Klimakamer sitzt die Peltierbaugruppe mit den Lüftern.
Ein durch die Rückenwand geführtes Peltierelement arbeitet als Wärmepumpe - kalte Seite innen, warme Seite außen. Die warme Seite wird an eine Wasserkühlung (bewährte PC-Komponenten) außerhalb der Box gekoppelt und auf der der kalten Seite im inneren der Box sitzt ein Kühlkörper mit dem Lüfter. Ein weiterer Lüfter im oberen Teil der Box direkt an dem Luftkanal fungiert als Umluft. Dieser saugt Luft aus der Produktkammer von oben an, führt sie hinter der Abtrennung durch diesen Luftkanal gezielt über die Kühlrippen (Kondensationszone) und leitet die nun getrocknete, kältere Luft unten wieder in die Produktkammer zurück. Dort sorgt eine Gegenheizung (Reheat) für die Aufbereitung auf die Soll-Temperatur.
Des weiteren sind mehrere Sensoren für Temperatur und relative Feuchte verbaut, einerseits auf dem Kühlkörper zum regeln der Temperatur und in der Produktkammer für die Basis für die VPD-geführte Regelung. Das Zusammenspiel aus Peltier-Leistung, Umluft- und dem Lüfter auf dem Kühlkörper plus Reheat, sorgt dafür das die benötigten Parameter durch eine relativ simple PID Regelung sehr stabil sich einstellen lassen. Wie genau dies funktioniert erklären wir (Überleitung zur Regelung)
Bei der Dimensionierung und Umsetzung griffen wir auf unsere langjährige Erfahrung aus zahlreichen kundenspezifischen Entwicklungen zurück – von der Auswahl der passenden Peltierelemente bis hin zur effizienten Wärmeabfuhr.
<Beschreibung des Eureca-Reglers bzw. der Raspberry-Steuerung>
Sobald die Temperatur einer Oberfläche unter den Taupunkt der Umgebungsluft sinkt, kondensiert dort Feuchtigkeit. Genau dieses Kondenswasser bildet einen idealen Nährboden für Schimmelpilze – insbesondere in dicht gepacktem Pflanzenmaterial. Entscheidend ist daher nicht nur die Kontrolle von Temperatur und relativer Luftfeuchtigkeit, sondern auch die Vermeidung von Temperaturunterschieden, die Taupunktunterschreitungen begünstigen.
<Genauere Beschreibung des Problems und der Lösung>
Die Trockenbox kam tatsächlich auch in einem Forschungsprojekt zum Einsatz, in dessen Rahmen Canabis-Pflanzen getrocknet werden mussten. Hierbei konnten wir zeigen, dass sich mit diesem Aufbau Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Luftbewegung und VPD präzise kontrollieren lassen.
Das Ergebnis:
<Vorstellung der Temperaturkurven?>
Untenstehende Bilder zeigen den Unterschied zwischen einer suboptimalen Trockung ohne VPD-Kontrolle (erkennbar an Schimmelbildung an den Trichomen) sowie einer Trcoknung mit VPD-Kontrolle.
Trichome
Trichome mit Schimmel
Trichome sind mikroskopisch kleine, haarähnliche Strukturen auf der Oberfläche vieler Pflanzen. Sie können ganz unterschiedliche Funktionen haben: Schutz vor Fraßfeinden, Reduktion von Wasserverlust, UV-Schutz – und bei einigen Pflanzen, wie Cannabis oder Heilpflanzen, sind sie die eigentlichen Speicherorte für wertvolle Inhaltsstoffe.
Speziell bei Cannabis sitzen in den Trichomen:
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